Partnerbeschreibung
SIPA
Fußmatten, Räucherwaren, Luffaprodukte,... aus Indien
In Indien leben rund 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2021). Damit ist Indien nach China das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Knapp ein Viertel der Menschen leben von umgerechnet weniger als $ 1,25 US-Dollar pro Tag. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens eine der größten Herausforderungen. Problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse einzustufen, denn weniger als 10% aller Beschäftigten sind in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im sogenannten "informellen Sektor" und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf eine Altersvorsorge oder andere soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Menschen der unteren Kasten.
Das indische Kastensystem ist mehr als 3000 Jahre alt. Das Wort Kaste entstammt dem portugiesischen Casta, womit die durch Geburt vererbte Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe gemeint ist. Angehörige höherer Kasten durften nicht mit jenen niedrigerer Kasten verkehren. JedeR wusste von Kindheit an, dass er/sie die religiösen und ethischen Pflichten seiner/ihrer Kaste befolgen musste, um nicht den sozialen Schutz durch die eigene Kaste zu verlieren. Auflehnung gegen das "Dharma" (=kosmische Gesetz) gefährdet die eigene Existenz. Die bedingungslose Befolgung hingegen erhöht die Chancen auf eine vorteilhaftere Wiedergeburt. Es gibt vier Hauptkasten: Die Brahmanen (PriesterInnen), Kshatriya (Krieger), Vaishyas (BäuerInnen und HandwerkerInnen) und Shudras (Knechte und Mägde). Diese bilden eine strenge hierarchische Ordnung. Unter diesen vier Hauptkasten stehen die Unberührbaren (Dalits). Ihnen werden die „unreinen“ Arbeiten zugewiesen. Weder eine 1932 von Mahatma Gandhi angeregte und von Hinduführern verfasste Resolution, noch die spätere Aufnahme der Artikel 17 und 42 in die indische Verfassung konnten dieses System ändern. Noch immer gilt die jahrhundertealte Tradition. Nur langsam lösen sich die traditionellen Verhaltensvorschriften auf. Vorbild ist die indische Partnerorganisation SIPA, innerhalb derer Angehörige der unterschiedlichen Kasten und Religionen zusammenarbeiten.
EZA-Partner seit 1997
Partnercode 26
„SIPA wurde gegründet, um gesellschaftliche Randgruppen und deren Initiativen zu unterstützen: unabhängig von Kaste, Konfession oder Geschlecht. SIPA steht für 'Lernen durch teilen.'“
Quelle: Jahresbericht SIPA
South India Producer Association – SIPA
SIPA wurde 1986 als eine dienstleistungsorientierte, nicht auf Profit ausgerichtete Organisation gegründet. Ziele SIPAs sind:
- Schaffung von Einkommensmöglichkeiten für vor allem Angehörige der untersten sozialen Schichten bzw. Kasten;
- Unterstützung von HandwerkerInnen in den Bereichen Produktentwicklung, Produktion, Qualitätssicherung und Vermarktung;
- Förderung des Fairen Handels und seine Umsetzung unter den Mitgliedern und assoziierten Produzentengruppen;
Im Jahr 2009 teilte sich die Organisation in ein Vermarktungsunternehmen und eine Nicht-Regierungs-Organisation (NGO): "SIPA – South Indian Producer Association" konzentriert sich auf die Weiterbildung und Unterstützung der ProduzentInnen, die Vernetztung der Gruppen untereinander und Kooperation mit sozial ausgerichteten Unternehmen, NGOs und öffentlichen Institutionen. "SIPA Fair Deal Trust" übernimmt die marktrelevanten Aktivitäten, ist aber selbst nicht Gewinn orientiert. Mitglieder des "Trusts" sind südindische Produzentengruppen, Angestellte und FördererInnen SIPAs. Dieser Teil der Organisation unterstützt die ProduzentInnen bei der Vermarktung ihrer Produkte im In- und Ausland. SIPA ist im Besitz eines Trainingszentrums ca. 40 km außerhalb der Stadt Chennai an der Südostküste Indiens im Bundesstaat Tamil Nadu. Das Hauptbüro befindet sich in Chennai. Seit Ausbruch der Pandemie im Jahr 2020 ist der Exportumsatz von vormals über 95% auf 70% eingebrochen. Der lokalen Markt hat hingegen an Bedeutung gewonnen.
Die ProduzentInnen
SIPA arbeitet mit über 20 Produzentengruppen aus Südindien (Andhra Pradesh, Telengana, Karnataka, Kerela, Pondicherry & Tamilnadu) zusammen. Die ProduzentInnen - HandwerkerInnen wie Bauern & BäuerInnen - sind in Gruppen und Zusammenschlüssen organisiert. Insgesamt umfasst das Neztwerk von SIPA über 1200 Menschen, über 70% davon sind Frauen. Die Organisation hilft den Gruppen sich zu organisieren (z. B. als Selbsthilfegruppe), gemeinschaftliche (Entwicklungs-) Projekte umzusetzen (z. B. Trinkwasserprojekte, kommunale Spargruppen und Krankenkassen) und bietet ihnen Weiterbildung und (technische) Beratung. 12 der Gruppen produzieren für den von SIPA Fair Deal Trust abgewickelten Export. Die übrigen Gruppen werden bei der Direktvermarktung und eigentständigen Exportabwicklung unterstützt. Die Gruppen sind den Kriterien des Fairen Handels verpflichtet, wie sie von der WFTO (World Fair Trade Organisation, www.wfto.com) entwickelt wurden. SIPA selbst übernimmt es, die Gruppen in Belangen des Fairen Handels zu schulen. So wird z. B. der World Fair Trade Day, der jedes Jahr im Mai begangen wird, als Anlass genommen, gemeinsam mit den Produzentengruppen zu feiern und auf spezielle Aspekte des Fairen Handels hinzuweisen.
Fußmatten, Räucherware und Textilprodukte von SIPA sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.sipafairtrade.org
Quellen: SIPA, dwp, WFTO Profile 8/15, SIPA Update 01/22; (EZA, akt. Feb. ´22)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Durch SIPA haben die ProduzentInnen die Möglichkeit ihre Produkte lokal und auf internationalen Märkten abzusetzten. Der Faire Handel bietet nicht nur die Anleitung für Produktion und Vermarktung, er ist der wichtigste Exportmarkt für die ProduzentInnen SIPAs. Daraus erschließen sich ihnen folgende Vorteile:
- Zugang zu Vorauszahlungen in der Höhe von 50% des Auftragswertes
- kostenlose Schulungen u. a. in den Bereichen Produktentwicklung, Qualitätssicherung, Unternehmensführung und Fairer Handel
- Bewusstseinbildung zu den Prinzipien des Fairen Handels
- Zugang zu Gesundheitsvorsorge, Spar- und Kreditprogrammen, Schulungen und Stipendien für die Ausbildung der Kinder (über die Zusammenarbeit mit NGOs und öffentlichen Institutionen)
- verkaufsfödernde Maßnahmen und Unterstützung bei der selbständigen Exportabwicklung