Partnerbeschreibung

SKVIS
Seidenschals und -tücher aus Indien
In Indien leben rund 1,34 Milliarden Menschen (Stand 2017). Damit ist Indien nach China das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Im Human Development Index (Index zur menschlichen Entwicklung), in dem nicht nur Bruttoinlandsprodukt, sondern auch Lebenserwartung und Dauer der Schulausbildung berücksichtigt werden, liegt Indien nur auf Platz 135 von 187 erfassten Staaten. Knapp ein Viertel der Menschen leben von umgerechnet weniger als $ 1,25 US-Dollar pro Tag. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens eine der größten Herausforderungen. Nur etwa 8% aller Beschäftigten sind in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im sogenannten "informellen Sektor" und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf Altersversorgung oder andere soziale Leistungen. Besonders schwierig sind die Lebens- und Arbeitsbedingungen auf dem Land, da es in ländlichen Regionen nur sehr eingeschränkte Erwerbsmöglichkeiten gibt.
Die so genannte Khadi-Bewegung, von Mahatma Gandhi im Zuge des Unabhängigkeitskampfes initiiert, ist Symbol des Widerstandes gegen den ausbeuterischen Handel mit Baumwolle und Textilien. Das von Hand hergestellte indische Tuch sollte einen Kontrapunkt zu den Textilimporten der britischen Kolonialmacht setzen und die ökonomische Selbständigkeit der indischen Dörfer stärken. Getrieben von der katastrophalen wirtschaftlichen und sozialen Situation griffen Landfrauen der Region Sundarban (südlich von Kalkutta, im Grenzgebiet zu Bangladesch) diese Idee in ihren Dörfern auf und gründeten SKVIS. Mit dem Nähen und Batiken von Tüchern konnten sie sich eine neue Einkommensquelle schaffen und so eine neue Lebensperspektive für sich und ihre Familien entwickeln. Die gesamten Aktivitäten der Organisation haben das Ziel, die Selbständigkeit und Unabhängigkeit von Frauen zu stärken; es ihnen zu ermöglichen, über das eigene Leben und eigenes Einkommen zu bestimmen. Und das in einer Region fern von großen Städten liegt. Die Sundarbans sind die größten Mangrovenwälder der Welt. 40% der 10.000 km² liegen in Indien, der Rest in Bangladesch. Das tiefgelegene Mündungs- und Überschwemmungsgebiet wird vom Wasser des Himalayas und den Monsunregen regelmäßig überflutet.
EZA-Partner seit 1993
Partnercode 13
„SKVIS ist eine Frauenorganisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Kleinstindustrie am Land zu unterstützen und so das wirtschaftliche Überleben hunderter Frauen in der Region Sundarban zu sichern. Aber SKVIS engagiert sich nicht nur im Bereich der Einkommenssicherung, sondern initiiert darüber hinaus Programme zur Bewusstseinsbildung. SKVIS motiviert die Frauen, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen und ihre soziale und wirtschaftliche Situation aus eigener Kraft zu verbessern. Eine starke Organisation und ein funktionierendes Netzwerk sind Voraussetzung, um diese Vorhaben zu realisieren.“
Quelle: SKVIS Selbstdarstellung
SKVIS
Auslöser für die Gründung von SKVIS war die schwierige Situation indischer Frauen in der Region Sundarban. Viele von ihnen waren von ihren Männern auf der Suche nach Arbeit verlassen worden. 1978 gründeten neun Frauen aus eigener Initiative mit nur 800,- Rupien (Euro 13,70) Startkapital SKVIS und begannen mit den ersten handwerklichen Erzeugnissen und deren Vermarktung. 1981 erfuhr SKVIS die erste finanzielle Unterstützung. Damit wurde der Aufschwung eingeleitet. Die wichtigsten Aufgaben, die von SKVIS wahrgenommen werden sind:
- die Schaffung von Einkommen,
- die technische und handwerkliche Ausbildung von Frauengruppen,
- Programme und Kurse in den Bereichen Gesundheit,
- Bildung und Förderung von Kindern,
- die Organisation neuer Gruppen und Netzwerke,
- bewusstseinsbildende Maßnahmen und
- die Vermarktung.
SKVIS ist eine Nichtregierungsorganisation (NGO) mit neunköpfigem Vorstand. Zusammengearbeitet wird mit kleinen Frauengruppen aus den Sundarbans. Sobald sie dieser Selbsthilfegruppen angehören können sie den Vorstand wählen und bei den Aktivitäten der Organisation mitmachen.
Die ProduzentInnen
SKVIS arbeitet mit benachteiligten Frauen der ländlichen Region in den südlichen Bezirken von West Bengalen. Heute umfasst das Netzwerk von SKVIS 500 Frauen, die sich auf viele kleine Dörfer verteilen. Die meisten Frauen gehören der ärmsten Schicht an, viele leben unter der Armutsgrenze.
Die Herstellung der Textilien erfolgt nach der Ausbildung in den Werkstätten von SKVIS in Heimarbeit. Die Frauen spinnen, weben, bedrucken und verarbeiten Seiden- und Baumwolltextilien in Batik- oder Blockdrucktechnik. SKVIS arbeitet mit Gruppen zusammen, die die Baumwolle selbst anbauen bzw. Seidenzucht betreiben. Die Baumwolle wird in kleinbäuerlichen Betrieben ohne Einsatz von Pestiziden angebaut. Die Seide stammt aus eigener Seidenraupenzucht, sodass die Mitgliedsgruppen die Versorgung mit Rohstoffen sicherstellen. Baumwolle und Seide wird von darauf spezialisierten Mitgliedsgruppen von Hand versponnen und verwebt. Diese Arbeitsschritte erfolgen meist in Heimarbeit. Auch die Herstellung der Pflanzenfarben erfolgt in Eigenregie. Die Frauen kontrollieren so vom Anbau der Rohstoffe bis zur Endfertigung der Textilien alle Herstellungsprozesse. Damit sind die größtmögliche Wertschöpfung und die Herstellung einer breiten Palette naturbelassener Produkte garantiert. Chemische Farben und andere Produktionsmittel müssen auf dem Markt zugekauft werden.
Die Seidentücher und –schals von SKVIS sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Quellen: Traidcraft, WFTO Profil 2/15, SKVIS; (EZA, akt. Jun. 2017)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Neben der Vermarkung profitieren die Frauen von SKVIS u. a. von den unterschiedlichen Trainings und Seminare zu folgenden Themen:
- Gender bzw. Gleichberechtigung
- Gruppen- bzw. Teamarbeit
- Management und Marketing
- Technische Schulungen (alle Arbeitsschritte)
- Qualitätskontrolle
- Produkt- und Designentwicklung
- Alphabetisierungsprogramme
- Vorauszahlungen