Südfrüchte
WIEDER IM ANGEBOT
Fruchtmixpaket mit Avocado
„Der Geruch frisch bearbeiteter Erde – das ist eine Kindheitserinnerung“, sagt Joaquín – Ximo – Arcos Torrijo. Seine zwei Felder, insgesamt 1,6 Hektar Land, befinden sich im Gemeindegebiet von Almenara in der Region Valencia. „Ich war 13 Jahre alt, als mein Vater starb und blieb bei meinen Großeltern. Mein Großvater hat mich in die Landwirtschaft eingeführt. Doch schon davor bin ich mit meinem Vater mit aufs Feld gegangen.“
Ximo ist ausgebildeter Agraringenieur. „Ich habe Landwirtschaft studiert. Wir haben das Bio-Thema aufgegriffen, ich habe mich mit gesunder Ernährung beschäftigt, mit dem Klimawandel, mit Nachhaltigkeit und da wird dir bewusst: Entweder wir ändern das System oder das Ganze wird nicht gut ausgehen.“
Dort, wo zu Zeiten seiner Großeltern noch Zitrusbäume standen, ragen heute die Äste von Avocadobäumen in den Himmel. „Ich wollte etwas Neues ausprobieren,“ erklärt der Landwirt.
Wertvolle Avocado
Auf Avocados umzusteigen, erfordert eine größere Investition. „Eine Orangenbaumpflanze kostet dich ca 5 Euro, bei den Avocados musst du mindestens 20 Euro pro Pflanze rechnen. Du musst sie zu Beginn auch entsprechend schützen, damit sie vom Wind nicht umgeknickt wird und damit die Sonne die Blätter nicht verbrennt. Am Anfang macht die Avocado also mehr Arbeit und du musst mehr Geld investieren, doch dann erzielst du auch einen besseren Preis. Derzeit funktioniert das im Bio- Anbau gut.“ Geduld braucht es trotzdem. Denn erst nach rund vier Jahren geben Avocadobäume die ersten Früchte. Und diese sind nicht nur bei Verbraucher:innen begehrt. Immer wieder werden Felder bestohlen. Auch Ximo kennt das Problem. „Wenn welche mit dem Auto kommen und eine 20 Kilo Kiste mitnehmen, dann ist das für sie eine gute Ausbeute. Das Stück kostet 3 Euro.“ Er hat sein Feld umzäunt, das mache es etwas komplizierter für „ungebetene Gäste“, verhindern kann er Diebstahl trotzdem nicht.
Wasser sparen als Prinzip
Auf seinem Avocadofeld ist Ximo in seinem Element. Er geht von Baum zu Baum und erklärt, was er alles macht, um den Wasserverbrauch so gering wie möglich zu halten. Er setzt dabei nicht nur auf gezielte Tröpfchenbewässerung. Um jeden Baum herum hat er Schichten von Reisstroh aufgeschüttet, das er aus der spanischen Reisanbauregion Albufera bezieht. Darüber liegt das Laub abgefallener Blätter. Mit seinen Händen gräbt er sich in den Boden: „Schau, das zersetzt sich alles und gibt eine gute Erde.“ Er lässt das Gras zwischen den Avocadobäumen wachsen, hält kleine Pfade zum Gehen frei. Der Grasschnitt bleibt auf dem Feld liegen, ebenso wie Reste vom Rückschnitt der Bäume. Zusätzlich setzt er verschiedene Pflanzen als Gründüngung dazwischen. All das versorgt den Boden mit wertvollen Nährstoffen und hält ihn länger feucht.
Zwischen Praxis und Lehre
Das Wassermanagement in der Region ist klar geregelt. „Das Feld dort drüben mit Orangenbäumen und mein Feld hier haben denselben Wasserzugang,“ erklärt er. An bestimmten Tagen gibt es ein bestimmtes Kontingent an Wasser, das verbraucht werden kann. „Dort drüben bewässern sie 3-4 Tage die Woche, ich komme mit zwei Tagen aus. Du kannst weniger verbrauchen, aber eben nicht mehr als für die Fläche vorgesehen ist. Durch das aufgeschüttete Stroh spare ich Wasser ein.“
Sein erworbenes Wissen setzt Ximo nicht nur auf seinen Feldern in die Praxis um. Als Lehrer gibt er seine Erfahrungen an seine Schüler:innen weiter. „Ich unterrichte Agrarökologie. Es wäre nicht logisch, den Schüler:innen etwas beizubringen, was ich selbst nicht lebe,“ ist er überzeugt und nimmt die Klasse schon mal mit aufs Feld, etwa im Rahmen einer Bio-Kontrolle. „Ich habe um Erlaubnis gefragt, ob meine Schüler:innen dabei sein dürfen. Ich wollte, dass sie sehen, wie so eine Inspektion abläuft, was ich alles dokumentieren muss. Das hat sehr gut funktioniert, die Technikerin hat ihnen alles gut erklärt. Für mich ist das neben der Bildung auch eine soziale Arbeit. Denn sie sind die Zukunft.“
Robuster Granatapfel
Neben Avocados hat es Ximo der Granatapfel angetan. Auf seinem zweiten Feld, das zwar in der Nähe, doch höher gelegen ist, gedeiht diese besondere Frucht. „Dort könnte ich keine Avocados kultivieren, denn manchmal gefriert es und sobald die Temperatur unter Null fällt, hält das der Avocadobaum nicht aus und verliert an Ertrag“, erklärt der Landwirt. Auch die Wasserversorgung ist nicht mit jener auf dem Avocadofeld vergleichbar. „Ich habe nach einer ressourcensparenden Kultur gesucht. Der Granatapfel verbraucht weniger Wasser, es gibt kaum Schädlinge, das gesamte Handling ist einfacher, die Pflanze robuster, im Winter verliert der Baum die Blätter, du hast in der Zeit keine Arbeit damit. Verglichen mit den Avocados ist der Ertrag zwar geringer und der Preis ist niedriger, aber die Pflanze ist interessant, sehr ökologisch.“
Auf beiden Feldern setzt Ximo seine 12 Bienenstöcke ein, das fördert die Bestäubung und damit eine gute Ernte. Gegen Unwetterschäden ist er jedoch machtlos. Hagel und Sturm kämen nun verstärkt auch zu Zeiten, in denen die Bäume in voller Blüte stehen. Das kann den Ertrag arg in Mitleidenschaft ziehen. Oder es kommt zu Trockenperioden, wenn die Gründungung ausgepflanzt werden sollte. „Dann geht das nicht, denn ich würde zu viel Wasser verbrauchen…Das ist der Klimawandel.“
Hier ist keiner anonym
Gepflückt werden die Früchte von Erntearbeitern aus dem Team von Guillermo Antelo. In dessen Betrieb Naranjas Ché werden die Früchte für die EZA-Bestellungen exportfertig gemacht werden. „Jeden Arbeiter, der zu mir aufs Feld kommt, kenne ich seit Jahren. Da gibt es eine sehr persönliche Beziehung. Ich weiß, wohin die Früchte gehen, was damit passiert.“ Von Guillermo hat er auch von der Initiative des solidarischen Nordhandels von Oxfam Spanien und der EZA Fairer Handel erfahren. „Guillermo hat mich gefragt, ob ich mit den Avocados und Granatäpfeln mitmachen möchte. Und ich habe ja gesagt, weil mich der Faire Handel interessiert“, sagt Ximo.
Fair für alle soll es sein
Für die Zukunft wünscht er sich, dass alle Akteure:innen in der Lieferkette ihren Teil der Verantwortung übernehmen, um eine sozial, ökologisch und wirtschaftlich tragfähige Landwirtschaft zu leben:
„Nachhaltige Landwirtschaft bedeutet für mich, dass sie fortdauern kann, ohne dass der Boden, die Erde oder die Menschen Schaden nehmen, dass die Arbeiter:innen zufrieden sind, dass sie den Anteil bekommen, der ihnen zusteht. Ich selbst erwarte mir, dass ich verdiene, was ich investiert habe und zusätzlich einen kleinen Gewinn mache, um die Arbeitszeit abzudecken, die ich hineingesteckt habe. Vom Handel erwarte ich mir, dass er so agiert, dass niemand mit Null aussteigt. Und auch der Handel muss etwas verdienen, so wie ich, niemand arbeitet für Nichts. Was müssen die Politiker:innen tun? Die müssen dafür sorgen, dass genau das erfüllt wird: Dass es fair für alle ist. Es kann nicht sein, dass manche extrem viel verdienen, und andere vor Hunger sterben, Rechte verlieren, Geld verlieren. Am Ende geht es einfach darum, dass jeder seine Arbeit gut macht.“