Partnerbeschreibung
TARA Projects
Schmuck, Steindosen, Glaswaren, etc. aus Indien
In Indien leben knapp 1,4 Milliarden Menschen (Stand 2021). Damit ist Indien nach China das zweitbevölkerungsreichste Land der Erde. Knapp ein Viertel der Menschen leben von umgerechnet weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag. Armut bleibt trotz positiver Wirtschaftsnachrichten Indiens eine der größten Herausforderungen des Landes. Die Kosten der Modernisierung und Industrialisierung waren hoch und gingen vor allem zu Lasten der ärmeren Bevölkerung. Die Kleinbauern und Bäuerinnen Indiens können den landwirtschaftlichen Großbetrieben mit ihrem hohen Technologieeinsatz nur wenig entgegenhalten und werden immer mehr an den Rand gedrängt. Manche von ihnen geben ihr Land aufgrund dieser Entwicklungen auf und ziehen in die Städte, wo sie das Heer der Armen tagtäglich anwachsen lassen. In Delhi, der drittgrößten Metropolenregion der Welt, leben geschätzte 31 Millionen Menschen, und die Stadt wächst trotz massiver Umweltproblem (z. B. einer der höchsten Luftverschmutzungen der Welt) stetig weiter. Rund ein Drittel der Menschen lebt in Slums unter mangelnden Hygienebedingungen. Besonders problematisch sind die Beschäftigungsverhältnisse, denn weniger als 10% aller Beschäftigten stehen in einem vertraglich geregelten Arbeitsverhältnis. Der Großteil arbeitet im "informellen Sektor" und ist weder gegen Krankheit oder Arbeitsunfälle abgesichert, noch haben diese Menschen Anspruch auf Altersversorgung oder andere soziale Leistungen. Zu dieser Gruppe gehören vor allem Menschen der unteren Kasten. Für sie wird die Arbeit von Kindern zur Existenzsicherung und ökonomischen Notwendigkeit für die Familien. Der Ausbeutung von Kindern sind so Tür und Tor geöffnet.
Einen Ausweg aus dieser Situation, die trotz des generellen Kinderarbeitsverbots in allen Teilen Indiens fortbesteht, versucht TARA Projects zumindest einigen Familien und deren Kindern zu bieten. TARA Projects analysiert die Situation der Kinder armer Familien und bietet alternative Einkommensmöglichkeiten für deren Eltern und Schulbesuche für Kinder und AnalphabetInnen an.
EZA-Partner seit 1978
Partnercode 22, 24, 28
„In der Hauptstadt Indiens ist Kinderarbeit weit verbreitet. Sie arbeiten in Fabriken, Werkstätten, im Straßenbau, in privaten Haushalten, Restaurants und Hotels. Sie arbeiten aber auch im industrialisierten Handwerksbereich und stellen Handwerksartikel wie z.B. Modeschmuck für den Export her. Schätzungen nach verdingen sich allein in Neu Delhi ca. eine halbe Million bis eine Million Kinder als Kinderarbeiter. Sie arbeiten oft nur für zwei Mahlzeiten. Der zehnjährige Ram arbeitet täglich 16 Stunden. Seinen Lohn kennt er nicht. Den bekommt sein Vater vom Besitzer der Schmuckwerkstätte ausbezahlt.“
Quelle: Aus einem Bericht von Sheel Prabha / Moon Sharma, TARA Projects
TARA Projects
Trade Alternative Reform Action (= TARA) Projects wurde 1973 von Prof. Sharma, einigen StudentInnen und SozialarbeiterInnen als Non-Profit-Organisation in Delhi gegründet. Zu Beginn war TARA als Entwicklungsorganisation konzipiert. Bald aber erkannte man die Bedeutung des Handels als Mittel zur Einkommensbeschaffung. Der Faire Handel wurde bereits damals als Möglichkeit gesehen, die Abhängigkeit von Spendengeldern zu reduzieren. Ziel war es, neben der allgemeinen Bewusstseinsbildung konkrete Hilfestellung für kleine HandwerksproduzentInnen zu geben. Hauptzielgruppe waren ProduzentInnen der untersten Kaste aus dem weiteren Umkreis von Dehli. Später dehnte man die Aktivitäten auf die nordindischen Bundesstaaten Uttar Pradesh, Haryana und Rajastan aus. TARA unterstützt die Organisation der ProduzentInnen, ihre Produkte unter menschenwürdigen Bedingungen zu produzieren und zu fairen Preisen zu vermarkten. Moon Sharma, Geschäftsführerin von TARA Projects: „Im konventionellen Handel geht es nur um Profit. (…) Im Fairen Handel dagegen geht es um Empowerment, darum, dass die Menschen an der Basis stark werden.“
Oberstes Ziel TARA's ist die Entwicklung und Förderung der ProduzentInnen. Aufgrund der geänderten nationalen Gesetzeslage hat sich die Organisation umstrukturiert: Unter dem Namen TARA Projects werden alle Handelsaktivitäten abgewickelt. Parallel dazu wurde eine NGO-Struktur geschaffen, die Entwicklungs- und Förderprogramme abwickelt, von denen rund 5000 Personen (ca. 2000 Familien) profitieren. TARA bietet seinen ProduzentInnen neben der Vermarktung der Produkte Vorauszahlungen, Kredite, Unterstützung bei der Produktentwicklung, Gesundheitsdienste und Bildungsprogramme. TARA Projects ist seit 1996 Mitglied der World Fair Trade Organization (WFTO), dem globalen Netzwerk von Organisationen des Fairen Handels.
Die ProduzentInnen
Viele der ProduzentInnen, die jetzt in organisierter Form mit TARA Projects zusammenarbeiten, arbeiteten zuvor auf Vertragsbasis für andere Unternehmen, die ihnen Hungerlöhne zahlten und sie in absoluter Abhängigkeit hielten. Mit der Unterstützung von TARA Projects konnten sie sich aus diesen Zwängen befreien und schlossen sich zu Gruppen zusammen. Andere arbeiten in Familienbetrieben. Heute arbeitet TARA Projects mit rund 25 Produzentengruppen zusammen. Auf diese Weise unterstützt die Organisation rund 450 ProduzentInnen (darunter 160 Frauen) und deren Familien direkt. Diese Produzentengruppen sind in sogenannten „Self Help Groups“, sowie Kleinstunternehmen und Kooperativen organisiert. Viele der ProduzentInnen leben zum überwiegenden Anteil von ihrem Einkommen als HandwerkerInnen. Ihr Einkommen ist jedoch abhängig von der jeweiligen Auftragslage. Die ProduzentInnen können verschiedenen Produktgruppen zugeordnet werden: Die wichtigste Gruppe ist die der SpecksteinschnitzerInnen. Daneben gibt es WeberInnen, FlechterInnen, SchmuckproduzentInnen, StickerInnen, NäherInnen, KeramikerInnen, SchnitzerInnen und eine Druckerei.
Die Produkte von TARA Projects sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
www.taraprojects.com
Quellen: TARA Projects, div. EZA-Reiseberichte, EIF 08/16, div. Updates von M. Sharma 2020-21; (EZA, akt. Mai 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
ProduzentInnen bei TARA Projects können u.a. mit folgenden Leistungen rechnen:
- Exportabwicklung und Zugang zum Fairen Handel
- bessere Preise (durchschnittlich 10-15%)
- pünktliche Bezahlung
- Vorauszahlungen zwischen 40% und bis zu 90%
- umfassende Weiterbildungsprogramme und Schulungen
- Krankenversicherung und im Fall der SpecksteinproduzentInnen einer Unfallversicherung;
Darüber hinaus unterstützt TARA Projects ca. 2000 marginalisierte Familien mit:
- Ausbildung für deren Kinder in Lernzentren
- Stipendienprogrammen für Kinder aus verarmten Familien
- Zugang zu TARA's kommunalen Gesundheitszentrum
- Mikrokredite
TARA Projects engagiert sich im Umweltschutz (u.a. mit Kampagnen, Baumpflanzungen, Wasserschutz,...) und im Gesundheitsbereich (u.a. med. Untersuchungen, Medikamentenausgabe,...). Während der Covid-19 Krise hat sich TARA Projects umfassend für seine ProduzentInnen und andere marginalisierte Menschen eingesetzt (u. a. mit Ausspeisungen, Verteilung von Masken und Hygieneprodukten, Lohnausfallszahlungen, etc.). Ein Teil dieser Aktivitäten wurde mit Spendengeldern aus Österreich unterstützt - weitere Infos hier.