Partnerbeschreibung

Targanine GIE
Bio-Arganöl aus Marokko
In Marokko leben ca. 38 Millionen EinwohnerInnen. Rund 9 Millionen MarokkanerInnen, vor allem in ländlichen Gebieten, sind arm oder von Armut bedroht. Die größten Herausforderungen Marokkos sind ein hohes Haushaltsdefizit und die Arbeitslosigkeit (vor allem Jugendarbeitslosigkeit). Wasser ist Mangelware. Zusätzlich bedroht der Klimawandel die Region.
Trotz der Trockenheit gedeihen einige Pflanzen gut. Der Arganbaum wächst ausschließlich in Süd-Marokko, am Rande der Sahara, vor allem in der Sousse-Ebene. Der Arganwald erstreckt sich über ca. 800.000 Hektar. Der anspruchslose Baum hat sich an die extremen klimatischen Verhältnisse angepasst. Der Arganwald bildet einen natürlichen Schutzwall gegen die Ausdehnung der Wüste und spielt eine wichtige sozio-ökonomische Rolle, da er mehr als drei Millionen Menschen die Einkommens- bzw. Lebensgrundlage sichert. Der Nutzen des Arganbaumes ist vielfältig. Er liefert neben Öl, Brenn- und Bauholz wertvolles Viehfutter und leistet einen wichtigen Beitrag zur Stabilität des Ökosystems. Aufgrund dieser herausragenden Bedeutung erklärte die UNESCO den marokkanischen Arganwald 1998 zum Biosphären-Reservat und später Weltkulturerbe. Aus den Samen des Arganbaumes gewinnt man seit Jahrhunderten ein hochwertiges Öl, welches als Nahrungsmittel und für die traditionelle Schönheitspflege genutzt wird. Dieses Öl wurde bereits im 13. Jh. zur Handelsware. Doch nicht erst heute bedrohen die Ausweitung der landwirtschaftlichen Nutzflächen, die Nutzung als Brennholzlieferant und die Ausbreitung der Wüste den Bestand des Waldes. Im letzten Jahrhundert wurde ca. 1/3 der ursprünglichen Waldfläche vernichtet. Für die lokale Bevölkerung sind der wirtschaftliche Nutzen des Waldes Ansporn, den Arganwald zu erhalten und weiter aufzuforsten. Targanine, ein Frauen-Netzwerk das Bio-Arganöl produziert, hat mit finanzieller Unterstützung aus dem Ausland u.a. eine Baumschule gegründet und Schulungsprogramme eingeführt, die der lokalen Bevölkerung den vielfältigen Nutzen des Arganbaums näherbringen und ihnen helfen soll, den Baum in ihrem eigenen Interesse zu schützen. Targanine setzt nicht nur die traditionellen Kenntnisse der BerberInnen ein, sondern fördert vor allem die Integration der vor allem berbischen Frauen in die marokkanische Gesellschaft.
EZA-Partner seit 2007
„Diese Frauen sind anders als zuvor. Und wenn man sie fragt, was sie an den Kooperativen am meisten schätzen, dann ist die einhellige Antwort: Dass wir unsere Häuser verlassen haben!“
Quelle: Prof. Z. Charrouf - Gründerin von Targanine
Targanine GIE
Gegründet wurde das Frauen-Netzwerk Targanine 1996 von Fr. Zoubida Charrouf, Professorin an der Universität von Rabat, die sich für die Rechte der marokkanischen Frauen – vor allem auf dem Land – einsetzt. Targanine ist ein Netzwerk, das die Erhaltung des Arganwaldes, seine nachhaltige Nutzung und die Einbeziehung der lokalen Bevölkerung, vor allem der Frauen, zum Ziel hat. Heute umfasst Targanine 6 Frauenkooperativen zur Produktion, Verarbeitung und Vermarktung des Argan-Öls und anderer Beiprodukte des Arganwaldes. Sie sind über ihre gewählten Vorsitzenden in die Organisationsstruktur von Targanine eingebunden. Targanine bezeichnet sich als nicht Gewinn orientierte „Group of economic interest“ (GIE). Einmal jährlich findet die Generalversammlung statt. Fairer Handel und nachhaltige Entwicklung sind die beiden Grundsätze, an denen sich Targanine orientiert. Übergeordnetes Ziel Targanines ist es, die Wertschöpfung vor Ort zu erhöhen, das Umweltbewusstsein zu fördern und insbesondere den langfristigen Bestand des Waldes zu sichern. Weitere Ziele der Organisation sind:
- Bildungsprogramme für die lokale Bevölkerung
- Unterstützung und Beratung bei der traditionellen Herstellung von Argan-Öl und dessen Vermarktung
- Einkommensbeschaffung für die Mitglieder der Frauen-Kooperativen
- Vermittlung von nachhaltigen Erntemethoden, um den Bestand des Arganwaldes nicht zu gefährden
- Durchführung eines Alphabetisierungsprogramms für die in den Kooperativen organisierten Frauen
Die ProduzentInnen
In den sechs Kooperativen sind ca. 600 Frauen organisiert, zumeist Angehörige des Berber-Volks, aus mehreren Dorfgemeinschaften in der Umgebung von Agadir und den angrenzenden Provinzen. Viele von ihnen sind Analphabetinnen und traditionellerweise dazu angehalten, den Haushalt zu besorgen. Die Mitgliedschaft in den Kooperativen versetzt sie in die Lage erstmals eigenes Einkommen zu erwirtschaften. Die Frauen erhalten über ihre Arbeit Zugang zu Schulungen in den Bereichen Qualitätssicherung, Erntemethoden, technische Beratung, aber auch Zugang zu Allgemeinbildung. Sie übernehmen zum Teil die Ernte der Früchte und die Verarbeitung zu Öl. Geerntet werden die Früchte auf eigenem und fremdem Land. Im letzteren Fall muss ein Teil der Ernte an den/die BesitzerIn abgeliefert werden. Drei der Kooperativen sind mit den notwendigen Einrichtungen für die Verarbeitung zu hochqualitativem Öl ausgestattet, die restlichen Kooperativen übernehmen das Auslösen der Kerne. Dabei werden die harten Schalen von Hand mit einem Stein aufgeschlagen. Die arbeitsaufwändige Gewinnung des Öls ist in der Tradition der BerberInnen Aufgabe der Frauen. Argan-Öl wird traditionellerweise sowohl für die Zubereitung von Speisen als auch von Schönheitsrezepten verwendet und findet auch medizinische Anwendungen. Die berbischen Frauen kennen vielerlei Anwendungen für das hochwertige Öl, das erst in den letzten Jahren Eingang in die konventionelle Kosmetikindustrie gefunden hat. Das Argan-Öl ist reich an vielfach ungesättigten Fettsäuren und Vitaminen.
Das Bio-Arganöl von Targanine erhalten Sie in EZA und WELTLÄDEN als Speise- und kosmetisches Öl, das einen wichtigen Bestandteil der EZA-Kosmetiklinie BIOSFAIR darstellt.
Weitere Informationen:
Quellen: Targanine, www.idrc.ca, www.dietobio.com, www.fao.org, EIF 10/2016, FFL Audit Report 2020; (EZA, akt. Nov. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Für die ProduzentInnen des Netzwerks Targanine bedeutet die Mitgliedschaft in den Kooperativen vor allem:
- neue Einkommensmöglichkeiten und die Chance auf wirtschaftliche Unabhängigkeit und damit ihre soziale Anerkennung
- faire Bezahlung/Preise über dem durchschnittlichen Marktpreis
- Zugang zu Vorfinanzierung
- Bonuszahlungen anlässlich von Festen und Zahlung eines Produktivitätsbonus
- Förderung der kulturellen Identität
- Bereitstellung von Kinderbetreuungseinrichtungen und Schulmaterialien für die Kinder
- Mitbestimmung bei der Gewinnverwendung (z.B. für ein Hühnerzuchtprojekt und die medizinische Versorgung)
- Zinslose Kredite für den Kauf von Maschinen und zur Schaffung von Wohnraum
- Unterstützung beim Erhalt ihrer Lebensgrundlage, dem Arganwald;
Die EZA unterstützt die Anliegen Targanines durch die Vermarktung des Arganöls zu fairen Preisen, die 50%ige Vorauszahlung bei Bestellung und die langfristige und verlässliche Zusammenarbeit. 2014 wurde durch die EZA eine freiwillige Fair-Trade-Prämie eingeführt (in der Höhe von 10% des FOB-Preises). Die Prämiengelder wurden in den letzten drei Jahren für den Ankauf warmer Bekleidung und die Ausgabe von Lebensmitteln (in der Zeit der Pandemie) verwendet oder direkt an die Frauen ausbezahlt. Auf Basis unserer jetzigen Bestellmengen profitieren die Frauen auf diese Weise von zusätzlichen 3.650,- Euro / Jahr.