Tee aus dem Garten
Vorteile von biologischem Landbau und Fairem Handel
Bernard Ranaweera, Präsident und Mitbegründer von SOFA aus Sri Lanka
"Es geht nicht nur darum, ein gesundes Produkt herzustellen. Wenn du dich auf so einem Feld bewegst, siehst du eine Menge Blumen, du riechst den Duft ihrer Blüten, du hörst die Vögel zwitschern, die Obstbäume tragen Früchte, da entsteht ein gutes Gefühl, das ist auch gut für deine geistige Gesundheit."
Welche Bedeutung hat Tee für die Mitglieder von SOFA?
Für viele Kleinbauern und -bäuerinnen stellt Tee eine wichtige Einkommensquelle dar. Das ist mit viel Arbeit verbunden. Die kleinen Pflänzchen wachsen zunächst in der Baumschule, nach acht, neun Monaten entstehen daraus gute Teepflanzen. Wenn sie kräftig genug sind, werden sie ausgesetzt. Während des Wachstums muss der Strauch zurückgestutzt werden, so verbreitert er sich und treibt mehr Zweige aus. Es entsteht die charakteristische horizontale Fläche, wir nennen das auch „Tisch“. Dadurch hast du mehr Blätter zum Ernten. Die Bauern und Bäuerinnen ernten den Tee nicht nur, um ihn zu exportieren, sondern sie trinken ihn auch und sie wollen, dass es guter Tee ist – nicht nur für sie selber, sondern auch für die VerbraucherInnen. Deshalb praktizieren sie ökologischen Landbau.
Wie unterscheidet sich konventioneller von ökologischem Teeanbau?
Beim konventionellen Anbau musst du eine Menge Hilfsmittel zukaufen. Dafür musst du sehr viel bezahlen, zum Beispiel für Düngemittel, Pestizide, ... Gleichzeitig geht die Biodiversität verloren. Darauf wird im konventionellen Anbau kein Wert gelegt. Es geht nur darum, das Maximum aus dem Teestrauch herauszuholen und dafür wird viel Chemie eingesetzt. So kann man kein gutes, sinnvolles Produkt erwarten. Aber natürlich kann man auch diesen Tee trinken. Auf den Plantagen wird Monokultur propagiert. Man will den höchsten möglichen Ertrag erzielen, d.h. man will so viel Profit wie möglich machen. Man kümmert sich nicht weiter um die Umwelt oder darum, was mit dem Boden passiert, ob die Fruchtbarkeit zerstört wird, ob es genug Mikroorganismen im Boden gibt.
In unserem System, wo es um biologischen Landbau geht, trachten wir zu allererst danach die biologische Vielfalt zu erhalten. Egal ob du nun Tee oder Gewürze anbaust, es geht darum, ein natürliches Gleichgewicht in deinem Garten herzustellen. Wir regen an, nicht nur einfach irgendwelche Bäume zu pflanzen, sondern solche, von denen du auch ernten kannst, die dir auch Einkommen bringen. Zum Beispiel Nelken- oder Zimtbäume, aber auch verschiedene Gewürze wie Ingwer oder Gelbwurz, Vanille und Zitronengras. Dann ist es auch wichtig, Boden und Schädlingsbefall zu kontrollieren. Wir haben eine Menge Vögel, Schlangen, Insekten, wir stellen Bienenstöcke in den Gärten auf, haben viele verschiedene Kräuter. Das erhöht die Ernte, du kannst Blätter aus deinem Garten zur Kompostherstellung verwenden, kannst sie mit Kuhmist vermischen und deinen Boden düngen. Damit er nicht erodiert wird eine Mulchschicht aufgebracht. Auch wenn es länger trocken ist, hast du dann nicht die Probleme, die konventionelle FarmerInnen haben.
Es geht nicht nur darum, ein gesundes Produkt herzustellen. Wenn du dich auf so einem Feld bewegst, siehst du eine Menge Blumen, du riechst den Duft ihrer Blüten, du hörst die Vögel zwitschern, die Obstbäume tragen Früchte, da entsteht ein gutes Gefühl, das ist auch gut für deine geistige Gesundheit.
Warum habt ihr euch für Fairen Handel interessiert?
Die Bauern und Bäuerinnen haben sehr kleine Flächen. Auch wenn du das Maximale herausholst, gibt es doch natürliche Grenzen. Zu Beginn hat der Ertrag nicht einmal zum Leben gereicht. Die Einkommen waren sehr niedrig, das Land, das sie vor Jahren zur Bewirtschaftung bekommen haben, war lange Zeit unbestellt und ungepflegt gewesen. Wir haben überlegt, wie wir hier zu einer Weiterentwicklung beitragen können und haben nach einem guten System gesucht. Wir wollten weder einen Kredit bei der Bank aufnehmen und ihn dann mit Zinsen zurückzahlen, noch Spendengelder. Denn die Bauernfamilien wollen mit Stolz in dieser Gesellschaft leben. Sie wollen arbeiten, ihr Land bebauen und etwas dafür verdienen. Wir haben festgestellt, dass das FAIRTRADE-System unseren Prinzipien sehr ähnlich ist. Als wir die Organisation gegründet haben, ging es uns auch um demokratische Entscheidungsfindung, um gegenseitigen Respekt, um die Achtung der Umwelt. Wir haben uns also um die Registrierung bemüht und erhalten nun auch Prämien von den Händlern, die unsere Produkte kaufen. Dieses zusätzliche Geld haben wir verwendet, um auf Basis der Vorschläge der ProduzentInnen zu deren Entwicklung beizutragen.
Was hat SOFA rückblickend bis heute erreicht?
Zu allererst wollten wir den landwirtschaftlichen Bereich entwickeln. Wir wussten ja nicht, ob das FAIRTRADE System weiter bestehen würde. Ja , so haben wir damals gedacht. Wir haben uns sehr auf den landwirtschaftlichen Teil konzentriert, haben viele Pflanzen – sowohl Tee- als auch Gewürzpflanzen – und Werkzeug verteilt. Gleichzeitig dachten wir auch, es sei unsere Pflicht, die Bildung der Kinder zu fördern und haben Schulbücher an die Kinder ausgegeben. Wir fanden es auch wichtig, nicht nur unsere Mitglieder zu unterstützen, sondern arme Menschen in derselben Gemeinde. Deshalb haben wir Gemeinschaftszentren aufgebaut und dort zum Beispiel Vorschulen eingerichtet, wir haben geholfen, Straßen und Brücken zu bauen, so haben wir auch zur Entwicklung der Gemeinden beigetragen.
Ein anderer Erfolg besteht für mich darin, dass die Menschen über ihre eigenen Ressourcen verfügen, um den Boden zu düngen. Sie stellen ihren Kompost selbst her, und alles was sie dazu brauchen, bekommen sie, ohne dafür bezahlen zu müssen. Konventionelle Bauern müssen viel Geld ausgeben. Manche sagen, dass sie dafür eben auch einen höheren Ertrag haben. Aber diese Leute zerstören die Umwelt, den Boden, die ganzen Schwermetalle gelangen ins Wasser und in Zukunft werden sie vielleicht sogar für sauberes Trinkwasser bezahlen müssen.
Die Mitglieder sind bei SOFA als Familie eingetragen. Wer bekommt das Geld für das geerntete Blattgut?
Meistens sind es die Frauen. Sie sind es auch, die mehr an den Treffen teilnehmen und sich mehr um die Familien kümmern. Die Mütter kommen oft mit den Kindern und nehmen das Werkzeug, das von uns verteilt wird, in Empfang. Auch an den Trainings sind viele Frauen beteiligt. Bei den Treffen sind es die Frauen, die mehr Vorschläge machen (was mit den Prämiengeldern gemacht werden soll, Anm ar), weil sie die Wirklichkeit besser wahrnehmen.
Welche Pläne gibt es bei SOFA für die Zukunft?
Wir möchten SOFA noch stärker für arme Gemeinden in anderen Gebieten öffnen. Wir möchten auch konventionelle Bauernfamilien, die im selben Gebiet leben wie unsere Mitglieder, davon überzeugen, dass sie auf bio umstellen und so die Umwelt schützen. Beides ist wichtig. Wir verwenden die Prämien, um unsere Gruppen weiter zu entwickeln, sie sind nun tragfähig geworden. Deshalb müssen wir auch für jene da sein, die vielleicht noch mehr Unterstützung brauchen von diesem System. Wir sind offen für neue Mitglieder.
Weitere Informationen zur EZA Partnerorganisation SOFA und Bio Foods.