Partnerbeschreibung

UNICAFEC
Bio-Kaffee aus Peru
Das Zentrum des Inkareichs war das heutige Peru mit der Hauptstadt Cusco. Bis 1532 konnte die Hochkultur bestehen und dehnte sich über tausende Kilometer bis Kolumbien, Argentinien und Chile aus. Unter Francisco Pizarro eroberten die Spanier das Reich der Inka, unterwarfen die indigene Bevölkerung und zwangen sie zur Arbeit. Es folgten Aufstände, die jedoch ohne Erfolg blieben. 1821 erlangte Peru seine Unabhängigkeit von Spanien. Die nachkolonialen Jahre waren geprägt von Spannungen und Bürgerkriegen. Ende des 19. Jahrhunderts verstrickte sich das Land gemeinsam mit Bolivien in einen Krieg gegen Chile, den sogenannten Salpeterkrieg, der von 1879-1884 dauerte. Die Region war aufgrund der Nitratvorkommen zur Herstellung von Sprengstoff und Düngern begehrt. Bolvien musste sich nach einigen verlorenen Schlachten aus dem Krieg zurückziehen, und auch Peru konnte gegen das chilenische Militär nichts ausrichten. Die Folgen dieses Krieges sorgen bis heute für politische Spannungen zwischen den drei südamerikanischen Ländern.
Peru ist 3,5-mal größer als Deutschland. Trotz tendenzieller Verbesserungen beim Index für menschliche Entwicklung lebt immer noch knapp ein Viertel der Bevölkerung Perus unterhalb der nationalen Armutsgrenze. Jede/r elfte PeruanerIn leidet an Unterernährung. In Peru gibt es drei unterschiedliche Landschaftszonen: die Küste, das Hochland und den Regen- bzw. Nebelwald. In der Region um Piura im Nordwesten Perus wird Kaffee bereits seit über hundert Jahren angebaut. Überalterte Pflanzungen, der Befall durch den Kaffeekirschkäfer in den vernachlässigten Kaffeegärten und eine fehlende Vermarktungsstruktur sorgten in der Vergangenheit für geringe Produktionsmengen. Hinzu kam die Tatsache, dass die KaffeehändlerInnen vor Ort meist die BesitzerInnen der lokalen Lebensmittelläden waren, so dass die Produzentenfamilien sich oftmals gezwungen sahen, ihre Ernte bereits im Vorfeld zu verpfänden, um damit an die notwendigen Lebensmittel zu kommen. UNICAFEC fördern Kaffeekleinbauern und -bäuerinnen im Norden Perus durch gezielte Schulungen, technische sowie finanzielle Unterstützung, die Verarbeitung und den Verkauf der getrockneten Kaffeekirschen an den Fairen Handel.
EZA-Partner seit 2016
„Im Frauenkomitee sind wir vereint um Schwierigkeiten, die uns im täglichen Leben begegnen, gemeinsam anzugehen. (...) Durch die Organisation können wir unseren Kaffee zu fairen Preisen direkt vermarkten und uns fortbilden, sowie verschiedene Vorteile wie technische Beratung oder Kredite z.B. zur Vorfinanzierung der Ernte oder die Instandsetzung in Anspruch nehmen.“
Quelle: Flor del Carmen Merino Garcia, Presidenta Comité de Mujeres (UNICAFEC)
UNICAFEC
Die Union de Cafetaleros Ecológicos – UNICAFEC wurde 2001 von damals 106 KaffeeproduzentInnen aus dem Bezirk San Ignacio in der Provinz Cajamarca im Norden Perus (Grenzgebiet zu Ecuador) als ProduzentInnenvereinigung gegründet. Ihnen ging es damals um die Direktvermarktung ihres Kaffees, den Zugang zum Exportmarkt und die Erzielung besserer Preise durch die Ausschaltung des Zwischenhandels mit dem Ziel, ihre Einkommen und damit die Lebensbedingungen ihrer Familien zu verbessern. An diesen Zielen hat sich bis heute nichts geändert. Mittlerweile ist die Organisation auf ca. 400 Mitglieder angewachsen und hat sich gut entwickelt. Heute gehören ein eigenes Betriebsgebäude, Trockenplatz, Nassverarbeitungsanlage, Kaffeetrockner und Kaffeelabor zur Ausstattung UNICAFECs. Die Organisation hat sich als Anbieter von Bio-, FAIRTRADE- und Spezialitätenkaffees gut etabliert, vermarktet über 80% ihrer Produktion unter den Bedingungen des Fairen Handels und bietet seinen Mitgliedern umfassende Dienstleistungen. Die Aufgabenbereiche UNICAFECs umfassen die Bereiche Ankauf, Verarbeitung, Exportabwicklung, Schulungen der Mitglieder, Vergabe von Kleinkrediten, die Förderung und das Empowerment der ProduzentInnen. Sitz der Organisation ist die Gemeinde San Ignacio in Cajamarca.
2008 gründete UNICAFEC ein eigenes Frauenkomitee „Comité de Mujeres“ mit dem Ziel, die Frauen zu organisieren und den Anteil der Frauen unter den Mitgliedern zu steigern. Frauen zahlen keinen Mitgliedsbeitrag. Heute sind 25% der Mitglieder Frauen. Ihr Kaffee wird bereits seit vielen Jahren getrennt als „Café Feminino“ vermarktet. Frauen erhalten spezielle Schulungen und Zugang zu Projekten (z. B. Schulungen zur Produktionssteigerung bei Kaffee, Verbesserungen der Wohnsituation, Projekte zur Gesundheitsförderung und nachhaltigen Produktion). Die Rückverfolgbarkeit des Kaffees zu den einzelnen Frauen und ihren Parzellen ist gegeben – der Frauenkaffee wird getrennt gesammelt. Dahinter steht das interne Kontrollsystem der Organisation und die elektronische Erfassung aller Daten.
Die ProduzentInnen
Heute zählt UNICAFEC 400 Mitglieder (davon 100 Frauen) der Bezirke San Ignacio, San José de Lourdes und Namballe in der Provinz Cajamarca. Sie leben verteilt auf 13 Gemeinschaften und sind allesamt KleinproduzentInnen mit durchschnittlich 2,75 Hektar Land. Kaffee sorgt für 90% der Familieneinkommen. Die restlichen 10% werden durch den Verkauf von anderen landwirtschaftlichen Produkten (Kochbananen, Obst, Gemüse), selbst gemachtem Brot und Kleintieren erzielt. 60% der Mitglieder sind zwischen 35 – 45 Jahren alt. 50% von ihnen haben die Grundschule nicht abgeschlossen, 30% gerade einmal Grundschulbildung. Nur 20% konnten eine mittlere oder höhere Schule besuchen, so dass für sie und ihre Familien der Kaffeeanbau nach wie vor die Lebensgrundlage sichert. Der Kaffee gedeiht auf kleinen Parzellen in Mischanbau mit anderen Kulturpflanzen – vor allem Bananen und Obstbäumen. Alle Mitglieder pflanzen ihren Kaffee organisch-biologisch an.
Der Bio-Kaffee aus Frauenhand von UNICAFEC ist seit Frühjahr 2017 Teil der Frauenkaffeemischung Adelante, erhältlich über EZA, WELTLÄDEN und dem Lebensmitteleinzelhandel.
Quellen: EIF 6/16, PPP UNICAFEC 16, Informe Anual 15, RB Twin 8/15, Alfredo Alarcón Enciso; (EZA, Apr. 2017)
Vorteile aus dem Fairen Handel
- Die EZA Fairer Handel garantiert ihren KaffeeproduzentInnen den von FAIRTRADE festgesetzten Mindestpreis von US$ 140,- pro Sack* gewaschener Arabica-Kaffeebohnen.
- Zusätzlich zum garantierten Mindestpreis schreibt FAIRTRADE die Zahlung einer FAIRTRADE-Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* und einer Bio-Prämie von US$ 30,- pro Sack* vor. Sollte der Weltmarktpreis über den garantierten Mindestpreis steigen, wird automatisch der Weltmarktpreis als Basis herangezogen. In diesem Fall werden auf diesen sämtliche Prämien aufgeschlagen.
- Die von der EZA bezahlte FAIRTRADE-Prämie in der Höhe von US$ 20,- pro Sack* geht an UNICAFEC. Über deren Verwendung entscheiden die Mitglieder gemeinschaftlich.
- Die Bio-Prämie in der Höhe von US$ 30,- pro Sack* wird in Form eines höheren Kaffeepreises an die ProduzentInnen ausgezahlt.
- Über die durch das FAIRTRADE System vorgeschriebenen Zahlungen hinaus leistet die EZA zusätzliche Prämien an die Frauen. Über die Verwendung entscheidet das Frauenkomitee von UNICAFEC.
- Durch ihre Mitgliedschaft bei UNICAFEC erhalten die Frauen Zugang zum Exportmarkt, eine Abnahmegarantie für ihren Kaffee, guten Preis für ihr Produkt, Zugang zu technischer Beratung und umfassenden Schulungen. Gleichzeitig fördert UNICAFEC die Partizipation und Teilhabe der Frauen innerhalb UND außerhalb der Organisation, indem sie in ihrem Recht auf Mitbestimmung und Selbstbewusstsein gestärkt werden.
* 1 Sack = 100 Pfund = 45,36 kg