Von WERTvollen Zutaten
Wenn Träume auf guten Boden fallen, dann wachsen sie in die Wirklichkeit hinein.
Dann erzählen sie von Menschen, die sich nicht aufhalten lassen. Dann ist das Leben noch immer nicht einfach. Aber es ist ein besseres, weil es ein selbstbestimmteres ist. Ein Blick in die Dominikanische Republik und nach Paraguay zu Kakao und Rohrzucker – zentralen Zutaten für unsere biofairen EZA-Schokoladen.
„Ich kenne die Arbeit der Kakaobauern und -bäuerinnen aus allernächster Nähe“, stellt Joan Manuel Heredia Gonzales von der Genossenschaft COOPROAGRO fest. „Denn ich arbeite mit ihnen Tag für Tag daran, dass sie die anspruchsvollen Normen des biologischen Landbaus und des Fairen Handels umsetzen.“ Der ausgebildete Diplomlandwirt aus der Dominikanischen Republik ist etwas über 30 Jahre alt. Er wurde von der Kooperative in ein Team von BeraterInnen geholt, die den Kleinbauernfamilien bei ihren täglichen Herausforderungen zu Seite stehen. „Es gibt einen intensiven Austausch untereinander. Dabei ist es wichtig, dass wir unsere Inhalte in eine Sprache fassen, die von den Menschen verstanden wird.“ Heredia verweist auf ein nicht immer einfaches Umfeld. „In unserem Land gibt es nach wie vor viele Menschen, die wenig Zugang zu Bildung hatten, vor allem ältere Mitglieder haben es hier oft schwer. Doch es ist uns gelungen, die Theorie in die Praxis der Bäuerinnen und Bauern zu übersetzen.“
Die Dominikanische Republik ist der achtgrößte Kakaoproduzent der Welt und steht an der Spitze der Bio-Kakaoanbauländer. Bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war Kakaoanbau ein wichtiger Wirtschaftszweig. „Davon profitierten jahrzehntelang nur wenige mächtige Grundbesitzer“, erzählt Heredia. „1984 haben sich erstmals Kakaobauern und -bäuerinnen zusammengeschlossen, um dieser erdrückenden Situation zu entkommen. Das Ziel war klar: Es ging darum, dass die Kleinbauernfamilien von ihrer harten Arbeit auf den Parzellen profitieren.“
Aus diesem ersten Verband von Kakaokleinbäuerinnen und - bauern löste sich 2005 eine Gruppe, die die Genossenschaft COOPROAGRO gründete. Biologischer Anbau und Fairer Handel waren für Heredia entscheidend, dass die KleinproduzentInnen vorankamen. „Es entstand ein Bewusstsein, gesund zu produzieren, die Umwelt zu schützen, damit echte Qualität entsteht. Das war zukunftsweisend.“ Die Kakaobäume gedeihen in sogenannten agroforstwirtschaftlichen Systemen zusammen mit anderen Bäumen und Pflanzen. Diese helfen bei der Regulierung des Schattens – wichtig für ein gutes Gedeihen des Kakaos –, wirken der Bodenerosion entgegen und sorgen dafür, dass eine große biologische Vielfalt erhalten bleibt. Zitrusbäume und Bananenstauden geben Früchte für die eigene Versorgung. „Wir müssen unsere Ökosysteme für unsere Kinder erhalten“, sagt Heredia. Damit in Zukunft die Bäume gute Erträge abwerfen, wird alter Bestand regelmäßig erneuert. „Wir müssen aber auch darauf schauen, dass nicht nur neue Pflanzen nachwachsen, sondern auch die Kinder, die einmal die Höfe ihrer Eltern übernehmen sollen,“ betont Heredia. Deshalb wird in der Kooperative auch mit der jungen Generation gearbeitet, der die Prinzipien einer ökologisch tragfähigen landwirtschaftlichen Praxis nahe gebracht werden.
Bei der Vermarktung des Kakaos setzt COOPROAGRO auf den Fairen Handel. Die Idee dahinter entspreche der Überzeugung der KleinproduzentInnen. „Es geht um mehr Gerechtigkeit im Handel. Für die Bauern und Bäuerinnen tun sich neue Möglichkeiten auf. Der Faire Handel gibt uns Hoffnung. Er steht für einen positiven Wandel.“ Davon profitieren nicht nur die Mitglieder COOPROAGROs. Ein Teil der Prämiengelder fließt regelmäßig in Infrastrukturprojekte. Verbesserte Wege, sichere Brücken, reparierte Schulen oder ein Gesundheitsposten - all das nützt ganzen Dorfgemeinschaften.
Revolutionäre Süße kommt aus Paraguay
Das Leben von Menschen auf dem Land zu verbessern – das war auch die Ausgangsidee für die Entstehung der Zuckerrohrkooperative Manduvirá. Vor über 40 Jahren als Kleinkreditgenossenschaft von einer Gruppe engagierter LehrerInnen auf dem Land gegründet, entwickelte sich Manduvirá zu einer starken Stimme von KleinproduzentInnen im Zuckerrohranbau. „Zuckerrohr wurde früher für die eigene Versorgung und für die Rumerzeugung angebaut. Es gab eine Reihe kleiner Zuckermühlen“, erzählt Ada Zárate. Die Mittvierzigerin ist Diplomlandwirtin und Mitglied der Genossenschaft. Die kleinen Verarbeiter verschwanden nach und nach, Anfang der 1990er Jahre sahen sich viele ProduzentInnen einem mächtigen Monopolbetrieb gegenüber. „Es blieb ein einziger Abnehmer für das Zuckerrohr, der den Bauern und Bäuerinnen die Preise diktierte. Das führte zu Ausbeutung vom Feld bis zur Vermarktung.“ Angesichts dieser Ungerechtigkeit organisierte Manduvirá einen Aufstand der ZuckerproduentInnen. 100 bäuerliche Betriebe taten sich zusammen und forderten höhere Preise. Doch die Zusammenarbeit zwischen Verarbeiter und den KleinproduzentInnen verlief wenig zufriedenstellend. Manduvirá setzte den nächsten Schritt zu mehr Unabhängigkeit. Eine 90 Kilometer entfernte stillgelegte Zuckerfabrik wurde wiederbelebt, um dort das Zuckerrohr der Mitglieder zu verarbeiten.
„Wir waren damals schon mit dem Fairen Handel in Kontakt. Für uns war das der Beginn einer süßen Revolution. Das hat viel mit einer veränderten Haltung zu tun, es taten sich für uns ganz neue Wege auf“, erzählt Zárate. 2005 konnten die ersten 200 Tonnen biofairer Zucker aus eigener Verarbeitung exportiert werden. „Damit hat sich die Realität vieler ProduentInnen verändert. Manduvirá wurde für mehr und mehr kleinbäuerliche Betriebe interessant. Wir konnten ihnen nicht nur einen besseren Preis bieten, sondern auch fachliche und technische Beratung, Weiterbildung im Bio-Landbau. Der Zugang dazu war in der Vergangenheit für kleine Betriebe völlig utopisch.“ Durch den Zustrom neuer Mitglieder stieß man in der alten Fabrik an Grenzen. „So haben wir unseren Traum weitergeträumt und wir haben ihn in die Realität umgesetzt,“ beschreibt die Landwirtin die mutige Entscheidung, eine eigene, neue Fabrik in der Nähe der Mitglieder zu bauen. „Ihr werdet scheitern“, haben uns viele gesagt. „Doch wir haben uns davon nicht beirren lassen,“ so Zárate. 2014 wurde die Verarbeitungsanlage feierlich eröffnet. „Wir sind zu ProtagonistInnen der eigenen Entwicklung geworden. Vom Feld über die Verarbeitung bis zur Vermarktung haben wir uns unser Produkt angeeignet,“ sagt Zárate. Die Volumina des exportierten biofairen Rohruckers haben sich mittlerweile vervielfacht.
Das Zuckerrohr der mittlerweile 1000 KleinproduzentInnen von Manduvirá wächst auf Flächen von rund 5 Hektar. Es wird nicht künstlich bewässert und händisch geerntet. Zwischen den Zuckerrohrpflanzen werden teilweise Bohnen für die eigene Versorgung gesetzt. Als Stickstoffbinder sind sie gut für die Bodenfruchtbarkeit. „In unserer Arbeit mit den Bäuerinnen und Bauern geht es darum, wie und womit sie ihr Land bebauen,“ sagt Zárate, die ein Team von landwirtschaftlichen BeraterInnen in der Kooperative leitet. Der Verzicht auf Chemie und Vielfalt seien wichtig. Nicht nur Zuckerrohr werde angepflanzt, auch Mais, Yucca, Gemüse.
Wenn sie auf die vergangenen Jahre zurückblickt, zieht Zárate eine positive Bilanz. „Es gibt so gute Momente, zum Beispiel dann, wenn ProduzentInnen, die so lange vom Zwischenhandel abhängig waren, selbst in ihrer Kooperative den Scheck für ihre Ernte erhalten, damit zur Bank gehen und ihr eigenes Geld dafür beheben können. Das wäre früher einfach undenkbar gewesen. Da merkst du: Die Arbeit, die du machst, trägt Früchte.“
WERTvoller Genuss
Mit ihren Schokoladen war die EZA Fairer Handel bereits Anfang der 1990er als erstes österreichisches Unternehmen beispielgebend. Heute sind die Zutaten der EZA-Schokolinien Mascao, Sonrisa und Companera auch aus biologischem Anbau. Sie werden in einem Schweizer Traditionsbetrieb sorgfältig verarbeitet. Eine Vermischung mit nicht fair gehandeltem Kakao und Zucker findet nicht statt. So stecken die wertvollen Zutaten der EZA-Partnerorganisationen auch tatsächlich in den EZA-Schokoladen.
Beitrag von EZA Fairer Handel, erschienen im Weltladen KundInnenmagazin 1/2019
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