Im südostasiatischen Thailand leben aktuell ca. 70 Millionen Menschen. Bekannt ist das Land hierzulande vor allem als tropische Urlaubsdestination. Doch immer wiederkehrende Proteste der letzten Jahre, vor allem der jungen Generation, für mehr Demokratie, Meinungsfreiheit und politische Reformen schaden dem Image als "Land des Lächelns". Immer wieder putschte sich das Militär an die Macht, zuletzt im Mai 2014. Und immer wieder gehen vor allem junge und gebildete Leute auf die Straßen, um sich und ihren Anliegen Gehör zu verschaffen. Die Antwort ist allzu oft massive Repression. Während es in den städtischen Zentren um Mitbestimmung und politische Erneuerung geht, geht es in den ländlichen Gebieten vor allem um die Überwindung der Armut. Obwohl die Weltbank festgestellt hat, dass die Armut in Thailand im Durchschnitt sinkt, leidet vor allem die ländliche Bevölkerung weiter unter struktureller Benachteiligung. Hier setzt die Arbeit von Y-Development an...

FEDRA (Foundation for Development of Rural Areas) – eine der Mitgliedsorganisationen von Y-Development – wurde von einem buddhistischen Mönch gegründet. Der Sitz der Organisation ist im Tempel der Stadt Chiang Mai (Nordthailand) angesiedelt. Dort befinden sich einige Werkstätten, in denen Keramik, Kunstblumen und Stickereien hergestellt werden. Diese Produkte werden vor allem für den thailändischen Markt produziert, Y-Development übernimmt ihren Export. Für FEDRA ist die Herstellung von Handwerksartikeln allerdings nur eine unter vielen Aktivitäten zugunsten der benachteiligten, ländlichen Bevölkerung. FEDRA bietet seinen Mitgliedern ein umfassendes, landwirtschaftliches Entwicklungsprogramm: u. a. landwirtschaftliche Fortbildungskurse vor allem zu nachhaltigen Anbaumethoden, Zugang zu Kleinkrediten, einen Verleih von Arbeitstieren (meist Wasserbüffel) und eine Ausbildungsstätte für KeramikerInnen. Für Frauen am Land gibt es spezielle Workshops und Trainingskurse in den Bereichen Schneiderei, Stickerei, Korbflechten, Herstellung von Kunstblumen und Souvenirartikeln, um so zusätzliches Einkommen für sich und ihre Familien erwirtschaften zu können.

Y-Development Cooperation Ltd.

Im Einzugsgebiet von Chiang Mai im Norden des Landes sichert die Landwirtschaft nur knapp die Selbstversorgung der Dorfbevölkerung. Nach wie vor fehlt es an Verdienstquellen, obwohl mehrere NGOs seit Jahrzehnten versuchen, die Kleinbauernfamilien mit Einkommen schaffenden Projekten – z.B. mit der Vermarktung von traditionellem Handwerk – zu unterstützen. Vor diesem Hintergrund kam es anfangs der 1980er Jahre zur Gründung von Y-Development durch YMCA Thailand – einer Zweigstelle des internationalen „Christlichen Vereins Junger Männer“. Von Beginn an knüpfte Y-Development Beziehungen zu europäischen Fair-Handelsorganisationen. Heute ist Y-Development selbst garantiertes Mitglied der World Fair Trade Organization (www.wfto.com) und engagiert sich, die Kriterien des Fairen Handels im eigenen ProduzentInnen-Netzwerk umzusetzen und in Thailand bekannt zu machen.
Eines der YMCA Programme gilt der Förderung traditionellen Handwerks, das in erster Linie durch Y-Development durchgeführt wird. Ziel von Y-Development ist die Unterstützung von benachteiligten HandwerkerInnen in Stadt und Land. Sie sollen die Möglichkeit erhalten, traditionelles Handwerk auszuüben, neue Techniken zu erlernen und ihre Produkte am heimischen und am Exportmarkt zu verkaufen. Beratung und Ausbildung sollen die HandwerkerInnen befähigen, eigenständig für ihre Entwicklung zu sorgen. Y-Development unterstützt darüber hinaus die Organisation von Gruppen in den Dörfern und Stadtteilen. Die „Abteilung für Frauenentwicklung“ (Women ́s Development Department) bildet gezielt Frauen in handwerklichen Tätigkeiten aus, um ihnen so die Möglichkeit eines eigenen Einkommens zu verschaffen. Von den zuständigen Sektionen innerhalb YMCAs werden Seminare für ProduzentInnengruppen veranstaltet. Dabei geht es vor allem um die Themen Ernährung, Kindererziehung, Bildung und Gesundheit.
 

Die ProduzentInnen

Derzeit werden 23 ProduzentInnengruppen mit insgesamt rund 200 Mitgliedern (davon 140 Frauen) von Y-Development betreut. 8 dieser Gruppen, in denen vor allem Frauen Arbeit und Einkommen finden, stellen die Produkte für die EZA her. In der Regel arbeiten die Gruppen in einer gemeinsamen Werkstätte. Meist handelt es sich um einen kleinen Familienbetrieb, der zusätzliche MitarbeiterInnen beschäftigt, und je nach Dorf oder Gegend auf ein bestimmtes Handwerk spezialisiert ist. So ist die Bevölkerung von Ton Pao, einem Dorf unweit von Chiang Mai, seit Generationen auf die Herstellung von handgeschöpftem Papier aus Maulbeerrinde und dessen Weiterverarbeitung zu kunstvollen Papierartikeln spezialisiert. Y-Development unterstützt in Ton Pao mit regelmäßigen Bestellungen und Vorfinanzierungen einen kleinen Betrieb, der von einer Frau geleitet wird, und 20 HandwerkerInnen beschäftigt. Das Papier stammt aus eigener Produktion und – je nach Auftragsvolumen – zusätzlich von benachbarten Familien. Für einige ProduzentInnen stellt das Handwerk ein reines Zusatzeinkommen zur Landwirtschaft dar. So arbeiten die Bauern und Bäuerinnen meist nur außerhalb der Saat- und Erntezeiten im Handwerksbereich. Andere wiederum leben ausschließlich von der Handwerksproduktion z.B. die TöpferInnen und KeramikerInnen. Die meisten ProduzentInnen arbeiten in kleinen Familienwerkstätten und in Heimarbeit.

Papierprodukte, Deko, Schmuck und Kerzen von Y-Development sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.

Weitere Informationen:

www.yd-craft.com
 

Quellen: Weltbank, www.amnesty.de, SAR 2017, Audit Report, Juni 2018, div. Updates von Y-Development, Archivmaterial der EZA; (EZA, akt. Feb. 2021)