Partnerbeschreibung
Yuri Enga
Bolga-Körbe aus Ghana
Ghana war die erste Kolonie Westafrikas. Der Reichtum der Region, die Macht ihrer Könige und die Schönheit ihrer Gebäude und ihr Verfall werden in vielen Erzählungen erwähnt. Im 17. Jahrhundert interessierten sich die europäischen Kolonialmächte für die Rohstoffe der "Goldküste". Ab 1820 übernahm das "Colonial Office" die britischen Handelsposten und erklärte das Land 50 Jahre später zur Kronkolonie. Nach der Unabhängigkeit im März 1957 folgten Jahre der Militärputsche bis Mitte der 1980er Jahre. 1992 wurde die erste Verfassung verabschiedet, die die demokratische Entwicklung des westafrikanischen Landes festigte. Heute zählt das Land über 32 Mio. EinwohnerInnen verschiedener ethnischer Gruppen wie Akan, Ewe und Ga-Adangme.
Wichtigstes Exportgut mit rund 50% ist Gold, das der ehemaligen Kolonie den Namen "Goldküste" gab. Darüber hinaus verfügt das Land über bedeutende Erdölvorkommen (21% der Devisen). Weitere 12% der Exporteinkünfte werden mit Kakao erwirtschaftet. Diese drei Handelsgüter machen rund 80% aller Exporte aus. Etwa die Hälfte der Bevölkerung ist im Dienstleistungssektor beschäftigt, rund ein Drittel in der Landwirtschaft und Fischerei. Somit stellt die Landwirtschaft nach wie vor eine wichtige wirtschaftliche Aktivität dar. Doch gerade in der ländlich geprägten, nördlichen Region Ghanas, in Bolgatanga, gehen seit einigen Jahren die Erträge und Ernten zurück. Die ausgeprägte Armut und die sich verschärfenden klimatischen Bedingungen treiben immer mehr Menschen zur Abwanderung. Viele der Männer sind bereits emigriert. Zurückgeblieben sind vor allem Frauen, die sich um die Kindererziehung und Subsistenzlandwirtschaft kümmern. Um zusätzliches Einkommen zu schaffen, führen sie das in dieser Region traditionelle Flechten der schönen Bolga-Körbe fort. Für deren Verkauf waren sie lange Zeit von ZwischenhändlerInnen abhängig, die für die Körbe nur wenig bezahlten. Erst durch die Gründung ihrer eigenen Vermarktungsorganisation Yuri Enga Enterprises konnten sie sich aus dieser Abhängigkeit befreien. In diesem Sinne leistet Yuri Enga einen wichtigen Beitrag zur Einkommensschaffung und Entwicklung in der Region Bolgatanga. Durch die Vermarktungsaktivitäten von Yuri Enga werden vor allem Frauen darin unterstützt für sich und ihre Familien zu sorgen.
EZA-Partner seit 2007
Partnercode 56
"Im Fairen Handel geht es nicht um Wohltätigkeit. Es verwendet ein gerechteres System des Austausches, um die ProduzentInnen zu stärken und eine nachhaltige positive Veränderungen zu schaffen. Fairer Handel macht einen großen Unterschied für die Produzenten. Es ist eine Bewegung, die gegen die Geschichte der Ausbeutung, Gier und Geiz steht. Fairer Handel bemüht sich, das historische Unrecht der Ausbeutung, die nur die besser gestellten Personen bereichert und die Verarmung der Marginalisierten schürt (...), zu durchbrechen. Durch Fair Trade profitieren die ProduzentInnen wirtschaftlich, sozial und ökologisch. (...) Fairer Handel steht gegen unfaire Handelspraktiken. (...)"
Quelle: John Agana, Geschäftsführer von Yuri Enga, EIF 2021
Yuri Enga Enterprises
Yuri Enga Enterprises wurde 1996 von mehreren Korbflechtgruppen gegründet. Aufgrund der niedrigen Preise, die von den ZwischenhändlerInnen bezahlt wurden, entschlossen sich die Mitglieder für den Aufbau einer eigenen, autonomen Vermarktungsstruktur. Auf diese Weise machten sich die FlechterInnen von den ZwischenhändlerInnen unabhängig. Im Jänner 2007 erfolgte auf Vorschlag des Vorsitzenden und Wunsch der Generalversammlung die Registrierung Yuri Engas als Kooperative. Heute vermarktet Yuri Enga die Produkte der acht Mitgliedsgruppen und einiger assoziierter Gruppen (Sheabutter, Tee, Keramik und Seife). Jede der Mitgliedsgruppen, die als Kooperativen oder Produzentenvereinigungen organisiert sind, wird von einem gewählten Verwaltungsrat geführt. Oberstes Entscheidungsgremium ist die Generalversammlung der Mitglieder. Die Produzentengruppen sind ihrerseits über zwei gewählte VertreterInnen in die Organisationsstruktur Yuri Engas eingebunden. Auf diese Weise sind die ProduzentInnen direkt an der Preisfixierung und anderen grundsätzlichen Entscheidungen und Belangen beteiligt. Das Hauptbüro Yuri Engas ist in der Stadt Bolgatanga angesiedelt, ein Vertretungsbüro befindet sich in der Hauptstadt Accra. Hauptzielgruppe Yuri Engas ist die ländliche, vor allem weibliche Bevölkerung.
Die ProduzentInnen
Die insgesamt rund 270 Mitglieder der acht ProduzentInnengruppen sind beinahe ausschließlich Frauen. Aufgrund der hohen Arbeitslosigkeit und ausgeprägten Armut kommt es, dass in der Region Bolgatanga bis zu 80% der Frauen die Rolle der Familienerhalterin übernehmen müssen. Die Familien leben vor allem von der Subsistenzlandwirtschaft. Zur Regenzeit werden Mais, Hirse und Erdnüsse angebaut, zusätzlich ein paar Tiere – vor allem Ziegen, Schafe und vereinzelt Rinder – gehalten. Das Flechten der Körbe sowie die Produktion von Sheabutter, Tee, Keramik und Seife sind wichtige zusätzliche Einnahmequellen. Dieses Geld steht den Familien für Bildungs- oder Gesundheitsausgaben bzw. notwendige Anschaffungen zur Verfügung, während die Landwirtschaft vor allem der Ernährung der Familien dient.
Die bekannten Bolga-Körbe aus Savannengras werden seit mehr als 100 Jahren von der Gurune sprechenden Gruppe aus Bolgatanga in Nord-Ghana gefertigt. Die Halme werden zunächst einige Zeit in Wasser eingeweicht, danach werden sie getrocknet. Einzelne Strohbündel werden mit Textilfarben bunt eingefärbt. Die trockenen Grashalme werden gespalten, mit Wasser befeuchtet und gerollt. Die so hergestellten „runden“ Strohhalme sind das Ausgangsmaterial für eine Vielfalt von Körben. Beim Flechten kommen zwei unterschiedliche Verarbeitungsmethoden zur Anwendung. Je nach Art und Funktion des Korbes werden entweder einzelne Halme verwendet oder zwei, meist dünnere Strohhalme zusammengefasst und gemeinsam verarbeitet. Ausgehend vom Boden erhalten die traditionellen Körbe nach und nach ihre Form. Die fertigen Flechtwerke werden zum Schluss noch überarbeitet. So werden überstehende Halme sorgfältig abgeschnitten und die Henkel mit Leder bespannt – was den Tragekomfort und die Lebensdauer der Körbe erhöht. Die Kunst des Korbflechtens verlangt Erfahrung, Geduld und handwerkliches Geschick.
Die Bolga-Körbe von Yuri Enga sind über EZA und WELTLÄDEN erhältlich.
Weitere Informationen:
Quellen: CTM, Yuri Enga, EFTA Evaluierung durch B. B. Bitugu 2015, www.oec.world, Supplier Visit Report 2019, EIF 09/2021; (EZA, akt. Oct. 2021)
Vorteile aus dem Fairen Handel
Durch die Vermarktungsorganisation Yuri Enga und den Fairen Handel kommen die ProduzentInnen in den Genuss folgender Vorteile:
- Unterstützung bei der Vermarktung ihrer Erzeugnisse;
- Maßnahmen zur Qualitätsverbesserung und Produktentwicklung;
- technische Beratung (z.B. Konservierungsmethoden, Verarbeitungstechniken, etc.);
- Zugang zu Informationen zur Markt- bzw. Preisentwicklung;
- bessere Preise (+15-20%) als am lokalen Markt üblich;
- Leistung von Vorauszahlungen von 50% des Auftragswertes;
- Unterstützung beim Transport der Produkte;
- Schulungen in den Bereichen Marketing und Buchhaltung;